Verrückte Welt!

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Fuzzy.Bunny
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Verrückte Welt!

Beitrag von Fuzzy.Bunny »

Kommunikation ist gleich Information ist gleich Fortschritt und Wohlstand.

Den gleichen Grund ("gebt denen zuerst mal zu essen") koennte man benutzen, um keine gebrauchten PCs nach Afrika und Suedostasien zu senden. OK, man koennte die Leuts durchfuettern bis zum gehtnichtmehr; leider beweisen mehrere Studien, dass sogenannte "Notrationen" nichts mehr als Symptombekaempfung sind, und die unterliegenden Gruende der Armut nicht bekaempfen.

Ein analoges Beispiel sind Mikrokredite. Viele kleine Banken und Finanzkooperative geben armen Bauern ganz kleine Kredite (einige Dollars) um Duenger und Saatgut zu kaufen, darunter die Grameen-Bank in Bangladesh, die fast ausschliesslich kleinen Gruppen von Frauen Geld leiht. Interessanterweise zahlen sie's fast immer zurueck!

Genau wie diese Mikrokredite sind Handys und alte PCs ein billiger "Kickstart" um armen Voelkern die Mittel zu geben, ihren eigenen Erfolg zu schaffen. Diese Laender sind oft genau dank vorhandenen Rohmaterialen (Oel, Kupfer, Diamanten, etc.) sehr arm, da die Ertraege dieser Produkte vielerorts falsch eingesetzt oder geklaut wurden--Nigeria, Congo/Zaire und Liberia sind Paradebeispiele dafuer. Also obwohl die Laender inherent "reich" sind, lebt der Grossteil der Bevoelkerung piss-arm. In solchen Laendern fehlt auch des oefteren die Basisinfrastruktur, wie Telefonnetze und Strassen, die zu einem Wesentlichen Teil zu unserem Reichtum beitraegt. Handys sind ein super Mechanismus, einen Teil dieses Mankos zu ueberbruecken.

So, und jetzt eine Predigt zu gunsten der Globalisierung:

Mit einer Kombination von Freihandel (ja, Globalisierung halt) wo die schlimmsten Uebeltaeter, wie USA, EU, Schweiz und Japan ihre Agrikultur- und Importmaerkte richtig oeffnen, und Werkzeugen (Wissen, Kommunikation, Kleinkredite) womit sich Leute in Suedamerika, Afrika und Asian sich selber Erfolg schaffen koennen, damit besiegst du Armut.

Seien wir ehrlich, Textilien und Agrikultur haben als Massenindustrie in Europa und Nordamerika wirklich nichts mehr zu suchen--wir sollten uns eher anpassen und wirtschaftlich entwickeln, als wirtschaftlich mikroskopische, unwichtige Zweige kuenstlich zu schuetzen). Und diese "Armen" sind nicht irgendwelche minderwertigen Wohlfahrtsempfaenger die unbedingt geschuetzt werden muessen, die wollen auch nur eine richtige Chance, wirtschaftlich mitzumachen.
deleted user
hslan
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Beitrag von deleted user »

:gpost:

wenns wirklich so ist ?!
mostroso
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Beitrag von mostroso »

Original von Fuzzy.Bunny
Kommunikation ist gleich Information ist gleich Fortschritt und Wohlstand.

Den gleichen Grund ("gebt denen zuerst mal zu essen") koennte man benutzen, um keine gebrauchten PCs nach Afrika und Suedostasien zu senden. OK, man koennte die Leuts durchfuettern bis zum gehtnichtmehr; leider beweisen mehrere Studien, dass sogenannte "Notrationen" nichts mehr als Symptombekaempfung sind, und die unterliegenden Gruende der Armut nicht bekaempfen.

Ein analoges Beispiel sind Mikrokredite. Viele kleine Banken und Finanzkooperative geben armen Bauern ganz kleine Kredite (einige Dollars) um Duenger und Saatgut zu kaufen, darunter die Grameen-Bank in Bangladesh, die fast ausschliesslich kleinen Gruppen von Frauen Geld leiht. Interessanterweise zahlen sie's fast immer zurueck!

Genau wie diese Mikrokredite sind Handys und alte PCs ein billiger "Kickstart" um armen Voelkern die Mittel zu geben, ihren eigenen Erfolg zu schaffen. Diese Laender sind oft genau dank vorhandenen Rohmaterialen (Oel, Kupfer, Diamanten, etc.) sehr arm, da die Ertraege dieser Produkte vielerorts falsch eingesetzt oder geklaut wurden--Nigeria, Congo/Zaire und Liberia sind Paradebeispiele dafuer. Also obwohl die Laender inherent "reich" sind, lebt der Grossteil der Bevoelkerung piss-arm. In solchen Laendern fehlt auch des oefteren die Basisinfrastruktur, wie Telefonnetze und Strassen, die zu einem Wesentlichen Teil zu unserem Reichtum beitraegt. Handys sind ein super Mechanismus, einen Teil dieses Mankos zu ueberbruecken.

So, und jetzt eine Predigt zu gunsten der Globalisierung:

Mit einer Kombination von Freihandel (ja, Globalisierung halt) wo die schlimmsten Uebeltaeter, wie USA, EU, Schweiz und Japan ihre Agrikultur- und Importmaerkte richtig oeffnen, und Werkzeugen (Wissen, Kommunikation, Kleinkredite) womit sich Leute in Suedamerika, Afrika und Asian sich selber Erfolg schaffen koennen, damit besiegst du Armut.

Seien wir ehrlich, Textilien und Agrikultur haben als Massenindustrie in Europa und Nordamerika wirklich nichts mehr zu suchen--wir sollten uns eher anpassen und wirtschaftlich entwickeln, als wirtschaftlich mikroskopische, unwichtige Zweige kuenstlich zu schuetzen). Und diese "Armen" sind nicht irgendwelche minderwertigen Wohlfahrtsempfaenger die unbedingt geschuetzt werden muessen, die wollen auch nur eine richtige Chance, wirtschaftlich mitzumachen.
Dem kann ich nur voll und ganz Beipflichten. Gut recherchiert, Hut ab!

@Oberst Sturm: Natürlich weiß man es nie zu 100% aber aufgrund der Häufung vergangener Fehler, kann man zumindest einmal jene Dinge ausschließen, die nicht funktionierten, und das Auschließen erhöht somit auch die Chance des funktionierens einer Alternative. Die oben erwähnte Ansätze werden auch z. T. von der Weltbank vertreten. Wenn also nicht wieder die Politk mit ihrer kuzrfristgen Betrachtung der Dinge ins Spiel kommt, dann ließe sich sicher einiges an vergangenen Fehlern korrigieren.
snoopx
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Beitrag von snoopx »

wie schön das auch klingen mag,das wird nicht funktionieren.
Fuzzy.Bunny
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Beitrag von Fuzzy.Bunny »

Original von hslan.snoopx
wie schön das auch klingen mag,das wird nicht funktionieren.
Was denn? Das funktioniert ja schon. Ihr habt vielleicht bemerkt, dass in den letzten Jahrzehnten die Europaeische Stahlindustrie, Schiffbau, Rohstoffabbau (Schwarzkohle, ihr Deutschen Kumpels?) und anderes nach Asien und anderswohin abgewandert ist, da sie's da besser und zuverlaessiger machen koennen? Das ist genau das gleiche. Die "Asiatischen Tiger" waren nach dem 2. Weltkrieg quasi Drittweltlaender, und jetzt? "Wir" Erste- und Zweiteweltler machen halt Software, Biotechnologie, Aerospace, Tourismus, Finanzdienstleistungen, Kunst, Forschung, bla-di-bla.

Man versucht ja schon seit Jahren, Afrikanische Laender sowohl via Riesenprojekte wie Staudaemme als auch durch Lebensmittelspenden und _massiven_ Geldzuschuessen auf die Fuesse zu kriegen. Und was passiert? Nix--das Zeugs wird geklaut, versickert, versandet. Richtiger Freihandel und Kommunikation und aehnliche Hilfsmittel auf kleinem Niveau helfen doch diesen drecksarmen Typen etwas selber auf die Beine zu stellen. Und wenn's mit sowas banalem wie Mobiltelefonie funzt? Na dann, sauber.

Dazu kommt noch, dass auch in den grausamst armen Laendern Afrikas, nicht alle unter Baeumen wohnen und sich von Sand ernaehren--es gibt in jedem Land auch Ballungszentren, wo ein gewisser Wohlstand herrscht, und wo modernere Technik einigermassen angebracht ist. Afrika ist gross...
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Faust
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Beitrag von Faust »

nun, theoretisch ist das natürlich eine schöne sache, und vor allem logisch und gut klingend.

aber praktisch sieht die sache nunmal anders aus.

die qualität selbst dieser "einfachen" produkte sinkt ins bodenlose (mit trotzdem verhältnismässig hohen preisen für den endverbraucher & auch die industrie/ transport teurer als produkt), und qualitativ höherwertige, auch für grundversorgung (selbst für begrenzte autarkie) wichtige produkte werden durch diese "globalisierung" ins abseits gedrängt.

und meiner ungeschönten meinung nach begründt sich unser wohlstand immer noch auf der armut der sogenannten drittweltländer. klingt hart, ist aber so.

ob diese kaufkraftarmen länder, auch wenn "sinnvoll gefördert", je einen wirklichen nutzen für die "industrienationen" darstellen (ich rede nicht von spekulationen & unterbewerteten einkaufspreisen für rohstoffe), ist eher zweifelhaft. neue märkte hin oder her!

theoretisch vielleicht, praktisch eher zweifelhaft. vor allem mit all den sozialen und geopolitischen faktoren, die in dieser komplizierten problematik mitspielen.

die warscheinlichere situation wird ziemlich sicher ein abbau unseres (ohnehin schon geschrumpften) wohlstands zugunsten verminderter qualität zum im endeffekt selben preis sein, und eine weitere armutswelle für die eigentlich "geförderten" länder.

genau das, was wir im moment dank verfehlter bzw illusorischer bzw stinkverlogener globalisierungspolitik erleben!
Was kümmern den Wolf die Flöhe!
mostroso
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Beitrag von mostroso »

*räusper, räusper* Versuche mich kurz zu fassen *gg*

nun, das hier dargestellte ist die Praxis, die Theorie dahinter würde ein wenig anders klingen. das was meist als praktisch bezeichnet wird, ist i. d. Zusammenhang die oberflächliche/populäre Betrachtung eines sehr komplexen zusammenhangs.

fakt ist, dass dass es sich bei dem meisten hier erwähnten um objektiv beobachtbare tatsachen handelt, welche jedoch niemals einzug in die mediale verbreitung erfährt, da es viel zu unspektakulär ist. um diese dinge zu erfahren, muss man sich wohl ein wenig "off-mainstream" umsehen, oder überhaupt gleich zu fachzeitschriften greifen. sowohl das mit den tigerstaaten, als auch die entwicklung duchr produktionsverlagerung hat stattgefunden. darüberhinaus ist es ebenfalls ein tatsachen, dass das in der brd stattgefundene "outsourcing" (=verlagerung einzelner teile oder gesamt produktion) zu einer zunahme der arbeitsplätze geführt hat. warum? weil durch die verlagerung kosten gespart wurden, welche das unternehmen wettbewerbsfähiger machten, dadurch können sie mehr absetzen, brauchen aber auch wieder zusätzliche forschung, marketing etc. kuzr gesagt höher qualifiziertes personal. die konsequenz daraus ist somit eine umschichtung der jobs und eine daraus entstehende strukturelle arbeitslosigkeit. dass diese entwicklung natürlich dauert, und dass es auch schwierigkeiten gibt ist kurzfristig jedem klar, aber mittel- bis langfristig korrigiert sich das. hier noch ein paar ergänzende fakten zur ach so gescholtenen globalisierung (kein anspruch auf vollständigkeit) :D :

- so ist z.b. die Warenauswahl, egal in welcher kategorie erheblich gestiegen.

- durch die vergrößerten märkte sind die preise erheblich gefallen (stellt euch nur mal vor was ein pc kosten würde, der in österreiche ausschließlich für den ö. markt produziert werden würde), soviel also zur Autarkie. dazu kommt noch, dass es durch ein gesteigertes konsumentenbewußtsein ebenfalls zu "besseren" produkten kommt.

- es mag vielleicht die "gefühlte" qualität gesunken sein, aber nur weil ein 30 jahre alter presslufthammer nicht gleich lang hält wie eine casio digital uhr um 9.99 ¤, kann das nicht als objektiver qualitätsverfall bezeichnet werden, des weiteren kann man ein produkt, welches das zehnfache kostet (z.b. meiner mutter's kaffemaschiene, die jetzt schon 20 jahre alt ist und immer noch funktioniert), nicht mit heutigen billigeren produkten vergleichen

- diese länder, welche zu den entwicklunsstaaten gehören, können sehr wohl "sinnvoll gefördert" werden. nur ist das bis jetzt in den seltensten fällen passiert. entwicklung ist immer auch sehr stark von inneren und äußeren umständen abhängig. erst in dem letzten jahrzehnt ist man auch politisch auf die "idee" gekommen, die strukturen dieser länder (nachhaltig) zu fördern. da gehört auch kommuniktion und information als ein teilbereich dazu, genauso aber auch das system der mikrokredite, die schaffung regionaler strukturen etc.

- die einzigen geopolitischen faktoren sind ressourcen (sieht man an den meisten konflikten, oft jedoch wird versucht "ehrenhafte" motive vorzuschieben)

- des weiteren ist unser wohlstand in den letzten jahrzehnten sowohl absolut als auch pro kopf gewachsen (weltweit), dennoch leben mehr menschen (absolut) in armut als je zuvor. das kommt sicherlich von der schon erwähnten zum teil verlogenen entwicklungs-/globalisierungspolitik. da ein entwickelter markt aber nicht nur zusätzliche abnehmer bietet, sondern auch politische stabilität gewährleisten kann, ist man auch im rahmen der entwicklungspolitik zu dem prinzip "hilfe zur selbsthilfe" übergegangen (deshalb z.b. ist man dabei die agrarsubventionen in europa und den usa zu reduzieren, um den poduzenten der entwicklungsländer die möglichkeit zu geben, ebenfalls auf den markt anbieten zu können.)***eilmeldung***: (als kleines beispiel, dass die dinge passieren, es gäbe noch vieles, aber das würde den rahmen sprengen) gerade eben erhielt ich die nachricht, das mc donalds in den usa und der schweiz auf fair trade http://www.fairtrade.org.uk/ umgestiegen ist.

sry für spam, hab versucht mich kurzuhalten, aber noch weniger ginge echt nicht :D

:cptn: :wayne:
Fuzzy.Bunny
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Beitrag von Fuzzy.Bunny »

Yey, hoert, hoert. Was noch fehlt ist die Tatsache, ehrlich gesagt, dass die Meisten "Westlichen" (sprich "entwickelten") Laender schmerzhafte Anpassungen durchmachen werden muessen, bis sie sich im internationalen Wettbewerb gegen Aufsteiger durchsetzen koennen. Was Faust sagt stimmt gewissermassen, dass unser Wohlstand zum grossen Teil auf unfairen Handelsbedingungen beruht (was in anti-Globalisierungskreisen oft als "auf Kosten der Drittweltlaender" beschrieben wird) obwohl dieser Reichtum urspruenglich ueber wirtschaftliche Initiative und wissenschaftliche Originalitaet erklommen wurde.

Und heut? Uns geht's im Vergleich zu einem Sudanesischen Bauer sehr toll, und die meisten Buerger entwickelter Staaten wollen natuerlich nicht sehen, dass sie im Wettbewerb mit aufsteigenden Nationen (sprich: Inder in der Informatik, Chinesen in der Industrie) kraeftig Initiative entwickeln muessen, um mitzuhalten.

Kurzfristig heisst das: keine 35-Stunden Wochen, keine garantierte Arbeitsplaetze, kein Ausruhen. Langfristig, jedoch, schafft das mehr Wohlstand und Arbeitsplaetze--Paradebeispiele dafuer sind in der entwickelten Welt England und Irland. Die haben's ja _irgendwie_ geschafft, trotz massiven Altlasten in Schwerindustrie, wachsender Arbeitslosigkeit, etc. Heutzutage sind die international sehr wettbewerbsfaehig. Ein anderes Beispiel? EMS Chemie in der Schweiz--die sind gegen 3M & co. ohne Chance auf dem Massenmarkt. Dementsprechend fokussieren die sich auf Entwicklung, Nischenprodukte, und kreatives Vermarkten. Und sind dabei recht erfolgreich.

Klar tut das weh, wenn die Fabrik nebenan geschlossen wird und Leute Arbeit verlieren. Wir haben jedoch konkrete Beispiele dafuer, dass etwas das Billiger hergestellt wird nicht unbedingt von Drecksqualitaet ist (Japanische Autos z.B.) Es geht auch nicht nur um die Entwicklung neuer Maerkte--schlussendlich bin ich schlicht und einfach sicherer, wenn ein Palestinensischer Dattelbauer seine Produkte gut und guenstig bei mir absetzen kann (und die effizienter herstellt als ein Norwegische Dattelbauer) anstatt in Armut zu versinken und sich Gedanken ueber Selbsmordanschlaege aus reiner Armutsfrust zu machen.

Das Problem ist eben, dass "wir" mehr Arbeiten muessen, evtl. fuer selbstverstaendlich verstandene Privilegien nicht mehr einfach so ausnuetzen koennen, und uns anpassen werden. Das gleiche erwarten wir von aermeren Laendern. Schlussendlich will der Pakistanische Softwareentwickler, der zur Zeit fuer Billigloehne arbeitet, irgendwann auch mal diesen Wohlstand, und seine Preise gehen nach oben--das sehe ich im Moment sehr stark in meiner Branche mit Indischen IT Sicherheits-Fachkraeften. Die sind zum Teil sogar teurer als Schweizerische. Vor 20 Jahren haetten die diese Moeglichkeit nicht gehabt, der Markt waere Traege und undynamisch gewesen, die Motivation zur Entwicklung waere nicht dagewesen (Mostroso's Beispiel fuer Nur-Oesterreichische PCs :-) und ich haette keine Chance oder Grund dafuer gehabt, mich in neue wirtschaftliche Kreise zu wagen. Und das ist fuer mich ein Triumph dieser schmerzhaften Globalisierung.

Klar gibt's da Grenzen des Machbaren. Ich bitte einfach jedermann, der mal gegen "die Konzerne" oder "die Globalisierung" wettert, sich genau zu ueberlegen, welche Vorteile diese sowohl ihm als auch vormals "armen" Leuten in anderen Laendern gebracht haben--wenn man darueber nachdenkt, sind's eigentlich einige.

Ich weiss nicht, dieses Thema ist mir irgendwie recht intellektuell hochgegriffen fuer ein Gaming-Forum. Sollten wir uns nicht wieder wie zivilisierte, wohlhabende Leute online umlegen gehen, anstatt ueber Wirtschaftstrends zu diskutieren? :-)
Critter
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Beitrag von Critter »

Jetzt seht ihr doch mal, wieviel da wirklich hinter steckt :0f: .
Es ist also gar nichtmal so einfach, Ursache und Lösung zu finden.

Die armen Länder können noch soviele Rohstoffe haben und für diese gefördert werden, aber das bringt solange nichts, wie nunmal die Firmen der Wohlstandsstaaten allein diese Rohstoffe fördern und lediglich "einfache Arbeiter" aus dem jeweiligen land nur einstellen. Oft bereichert sich dann nur über einen "Pakt" mit der fördernden Firma der Staat, bzw. die Politiker. Dieses "Schauspiel" lässt sich in jedem "armen" Land verfolgen. Sobald Rohstoffe gefunden werden, bauen die Industriestaate sie ab und nicht das eigene Land.
Und von meiner Meinung weiche ich nicht ab: Erst muss der Mensch satt und gesund sein, bevor er sich wirklich mit Arbeit und Technologie beschäftigen kann. Oder könnt ihr krank oder halb ausgehungert arbeiten? Man muss doch erst eine Struktur in etwas reinbringen, bevor man anfängt es zu fördern um auf einen gewissen Stand zu bringen.
Übrigens: Des einen Freud ist des anderen Leid und das wird wohl auch so bleiben. Ist nichts anderes als das was Faust auch schon gesagt hat. Ein Teil unseres Wohlstandes führt auf die Armut anderer zurück. Ich bin aber auch davon überzeugt, das es auch anders geht und jeder einen gewissen Wohlstand erreichen kann. Nur scheint für einige das "Risiko" zu groß zu sein.

Ach um mal auf die angesprochene "Umschichtung" zu kommen:
Wir verzeichnen in Europa, vorallem in Deutschland nunmal ein Weggang der Industrie, allein durch die hier herrschenden Kosten. Die Unternehmen sind nicht mehr bereit, diese Kosten weiter zu begleichen, da sie in den anderen Ländern, wie beispielsweise China, welches davor steht die führende Wirtschaftsmacht zu werden, einfach viel billiger produzieren können.
Der Quantität kommts zugute, da mehr produziert werden kann, aber dafür leidet die Qualität sehr stark. Der in China produzierte Stahl ist nicht so gut wie der deutsche Stahl, welches eine belegte Tatsache ist. Trotzdem zahlen wir für ein Auto in Deutschland nicht weniger, obwohl die Karosserie teilweise in China hergestellt wird.
Die Leute die dort arbeiten haben zum Größtenteil auch nicht die fachliche Kompetenz wie hier in Deutschland.
Mein Onkel hatte leider die traurige Aufgabe, für 2 Monate nach China zu fliegen, um dort ein Stahlwerk mit aufzubauen, welches hier in Deutschland abgebaut wurde. Die rede ist vom Stahlwerk ThyssenKrupp Dortmund, wo auch mein Vater eine Zeit lang beschäftigt war.
Könnt ihr euch vorstellen, das sie in China die Bauern von der Reisfeldern geholt haben und in das Stahlwerk in die Produktion gesteckt haben? Das ist bittere Tatsache und nicht erfunden oder übertrieben. Meint ihr ehrlich, ein Bauer ohne Lehre hat die gleiche Erfahrung und Kompetenz wie ein gelernter Stahlbauschlosser? Meiner Ansicht nach nicht! Ich könnte euch Geschichten erzählen, da würdet ihr vom Glauben abfallen wie die dort arbeiten.

Ne sorry, aber Made in Germany ist nunmal ein Produkt von allerhöchster Güte, das es leider nichtmehr als zu oft gibt und auszusterben droht.

Danke an die Globalisierung!

Leider scheint sich das sogar auf die Ausbildung und das
Studium auszuwirken. Vorweg sollte ich sagen, das trotz Pisa-Studie wir deutschen wesentlich besser sind und wir über einen sehr hohen Stand an Allgemeinbildung verfügen! Das beste Beispiel ist der Diplom Ingenieur: Das ist ein rein deutsches Markenzeichen, welches es wirklich nur in Deutschland gibt. Doch leider hält die Globalisierung auch hier einzug, und somit wird der Diplom Ingenieur bis 2007 komplett ersetzt durch den Bachelor of Engineering bzw. der Dr.Dipl.Ing durch den Master of Engineering.
Der Unterschied: Verkürzung der Studienzeit um 1 Jahr und damit natürlich auch verschlechterung der Qualität. Auch die Inhaltsstoffe des Studiums wurden teilweise geändert/angepasst und das zum negativem hin.
Das gleiche bei Mechanikern, welche es ja so gesehen nicht mehr gibt, da es eine Ausbildung als Mechaniker nicht mehr gibt. Mechantroniker heißt das ganze spielchen jetzt und ist nix anderes, als wie Elektriker und Mechaniker zusammen und das bei der gleichen Lehrzeit von dreieinhalbjahren. Sorry, aber es hatte doch schon einen guten Grund, warum der Mechaniker schon allein diese Zeit für die Ausbildung brauchte genauso wie der Elektriker. Auch hier das Fazit: Verschlechterung der Qualität weil man einfach nicht den wirklich umfassenden Bereich aus 2 Lehren in eine fassen kann, die auch nur dreineinhalb Jahre geht. Und glaubt mir, ich weiß wovon ich rede als gelernter KFZ-Mechaniker.
Da mir ja der Dipl.Ing ja jetzt verwährt bleibt, werde ich ab nächstes Jahr halt den Bachelor of Engineering hier in Essen machen (neben dem Beruf, Abendstudium). Schade eigentlich.


P.S.: Ich hab euch lieb! :0f:
Das Leben und die Frauen sind wie eine Pralinenschachtel... man weiß nie, welche man erwischt...
mostroso
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Beitrag von mostroso »

nun ja, ganz so einfach ist das nicht.

natürlich hat es in der vergangenheit die "ressourcenorientierte entwicklungshilfe" (böse zungen sprechen auch vom neokolonialismus) gegeben, aber die steht im widerpruch zu der förderung regionaler strukuturen und ähnlicher ansätze (steht übrigens genauer im obigen posting, :D). und bei satt und gesund stimm ich dir natürlich zu, aber du darf man die Bilder von der elfenbeinküste, mali oder somalia's nicht als massstab für ganz afrika nehmen. fuzzy hat es schon geschrieben: auch dort gibt es wirtschaftliche zentren, nur sehen wir davon in europa wenig, weil unsere liebe presse bilder von florierenden wirtschaften weniger an den mann bringt als von hungersnöten. darüberhinaus braucht aber eben jedes land seinen eigenen "entwicklungsplan".

zum thema umschichtung: hier geht es um die umschichtung von arbeitsplätzen, also weniger qualifizierte zu qualifizierter (z.b.: handyproduktion: geforscht wird in deutschland, produziert in taiwan).

bei stahl kenn ich mich nicht aus, aber wenn der stahl sch... ist, dann verschwindet er irgendwann vom markt, da ihn niemand kauft. nebenbei bemerkt der beschriebene fall thyssen ist ein klassischer von know-how export. auch eine art von entwicklungshilfe, und in ein paar jahren, können di e chinesen das gleich gut (vergleiche hierzu die entwicklung in japans autoindustrie)

zur umstellung des universitätssystems: das hat den grund dass dann der austausch der studenten in europa (und auch weltweit) erleichtert wird, nichtdestotrotz ist es leider so, dass die meisten ausbildungen kürzungen hinnehmen müssen, dass jedoch nur deshalb, weil den wenigsten menschen bewußt ist wie wichtig ausbildung für die zukunft eines staates ist (und deshalb sparen politiker gern in diesem bereich). ohne ausbildung kann auch das mittelfristige umschichten zu den höher qualifizierten jobs nicht stattfinden.

so, das wars dann mal wieder ihr :D:rater:

:D

ui, fuzzy, hab deinen post erst danach gesehen, aber hast recht, für ein gaming forum denk ich auch dass das ganze zu weit führt, aber da ich leider beruflicherseits damit zu tun habe, knattert bei mir dann natürlich die tastatur :D.
p.s.: Es gibt schweizer IT-Fachkräfte? Ich kannte bisher nur schweizer Käse :D
Fuzzy.Bunny
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Beitrag von Fuzzy.Bunny »

Original von hslan.critter
Ne sorry, aber Made in Germany ist nunmal ein Produkt von allerhöchster Güte, das es leider nichtmehr als zu oft gibt und auszusterben droht.
Wieviele Rueckrufaktionen auf neue Mercedes gab's in den letzten 5 Jahren? Wieviele auf Toyotas? Es stimmt, die Markenprodukte _koennen_ gut sein, aber das hat langfristig wenig mit Herkunftsland zu tun. VW schafft es ja, waehrend wir ueber Autos sprechen, in Spanien und Tschechien, Qualitaetswagen zu produzieren, und die Franzosen sind mit Renault sicherheitstechnisch top, waehrend die USA lange Zeit, trotz starker Automobiler Geschichte, nicht in der Lage waren, irgendwas aus Schrott herzustellen. Das aendert sich langsam, aber mal sehen.

Es gibt gute Gruende, wieso z.B. Markengruppen wie Schweizer Luxusuhren und Deutsche Kuechenmesser, um einige Beispiele zu nennen, im internationalen Wettbewerb ganz oben mithalten koennen--sie haben sich als Betriebe (NICHT als Raepresentanten ihres Landes als solches) etabliert und selber dazu geschaut, dass sie einen hohen Qualitaetsstandard behalten, denn darauf beruht das Image. Geht das floeten, geht die Firma verdienterweise hops.
Original von hslan.mostroso
zur umstellung des universitätssystems: das hat den grund dass dann der austausch der studenten in europa (und auch weltweit) erleichtert wird, nichtdestotrotz ist es leider so, dass die meisten ausbildungen kürzungen hinnehmen müssen
Vergiss nicht, dass einer mit Universitaetsausbildung generell im spaeteren Leben davon profitiert. Dies sieht man auf einfachste Weise, wenn man Salaerregelungen fuer Neueintritte mit Doktortitel verglichen mit MBAs oder Bachelor-Titel ansieht. Wieso sollte so einer, der danach mehr verdient, seine Ausbildung nicht wie jede andere Dienstleistung oder Investition mitfinanzieren? Selbst wenn man aus armen Verhaeltnissen kommt, und spaeter dank Uni-Abschluss gut verdient, sollte so etwas doch eher ueber Darlehen als Direktsubventionen finanziert werden, oder?

Klar trifft dies mehr auf "gefragte" Faecher, wie Wissenschaften, Wirtschaft, Recht, etc. zu. Hingegen kann man auch argumentieren, dass z.B. ein Kuenstler oder Autor oder Historiker kein inherentes "Recht" darauf hat, zu verdienen--deswegen gibt's so wenig Reiche in den Kunst- oder Geisteswissenschaften. Ob der Staat das nun mitfinanzieren soll ist eine andere Diskussion.

"Kuerzungen" im Europaeischen Bildungswesen liegen oft daran, dass irgendwer ein fundamentales "Recht" auf Weiterbildung angegriffen empfindet; dabei reden wir hier ja nicht mehr um Grundstrukturen wie Lesen/Schreiben/1x1, sondern um etwas, das mir als spaeterer Absolvent einen finanziell greifbaren Vorteil bereiten sollte. Ich bin zwar wirtschaftlich ziemlich erzkonservativ, verstehe aber die Logik dahinter nicht, wieso man z.Z. Besserverdienende mit Steuern anzapfen soll, zukuenftig Besserverdienende aber nicht mit angemessenen Studiengebuehren.

Die Kuerzungen muessten nicht sein--ich war an einer oeffentlichen Uni in den USA, und die vermochten sich sehr wohl als Dienstleistungsbetrieb ueber Wasser zu halten und selber zu finanzieren--und dies NICHT zum Ausschluss von wirtschaftlich minderprivilegierten, die hart fuer ihren Erfolg arbeiteten!
p.s.: Es gibt schweizer IT-Fachkräfte? Ich kannte bisher nur schweizer Käse :D
PISA laesst gruessen.

:-)
Fuzzy.Bunny
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Beitrag von Fuzzy.Bunny »

Original von Fuzzy.Bunny
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Ne sorry, aber Made in Germany ist nunmal ein Produkt von allerhöchster Güte, das es leider nichtmehr als zu oft gibt und auszusterben droht.
Wieviele Rueckrufaktionen auf neue Mercedes gab's in den letzten 5 Jahren? Wieviele auf Toyotas? Es stimmt, die Markenprodukte _koennen_ gut sein, aber das hat langfristig wenig mit Herkunftsland zu tun. VW schafft es ja, waehrend wir ueber Autos sprechen, in Spanien und Tschechien, Qualitaetswagen zu produzieren, und die Franzosen sind mit Renault sicherheitstechnisch top, waehrend die USA lange Zeit, trotz starker Automobiler Geschichte, nicht in der Lage waren, irgendwas aus Schrott herzustellen. Das aendert sich langsam, aber mal sehen.

Es gibt gute Gruende, wieso z.B. Markengruppen wie Schweizer Luxusuhren und Deutsche Kuechenmesser, um einige Beispiele zu nennen, im internationalen Wettbewerb ganz oben mithalten koennen--sie haben sich als Betriebe (NICHT als Raepresentanten ihres Landes als solches) etabliert und selber dazu geschaut, dass sie einen hohen Qualitaetsstandard behalten, denn darauf beruht das Image. Geht das floeten, geht die Firma verdienterweise hops.
Original von hslan.mostroso
zur umstellung des universitätssystems: das hat den grund dass dann der austausch der studenten in europa (und auch weltweit) erleichtert wird, nichtdestotrotz ist es leider so, dass die meisten ausbildungen kürzungen hinnehmen müssen
Vergiss nicht, dass einer mit Universitaetsausbildung generell im spaeteren Leben davon profitiert. Dies sieht man auf einfachste Weise, wenn man Salaerregelungen fuer Neueintritte mit Doktortitel verglichen mit MBAs oder Bachelor-Titel ansieht. Wieso sollte so einer, der danach mehr verdient, seine Ausbildung nicht wie jede andere Dienstleistung oder Investition mitfinanzieren? Selbst wenn man aus armen Verhaeltnissen kommt, und spaeter dank Uni-Abschluss gut verdient, sollte so etwas doch eher ueber Darlehen als Direktsubventionen finanziert werden, oder?

Klar trifft dies mehr auf "gefragte" Faecher, wie Wissenschaften, Wirtschaft, Recht, etc. zu. Hingegen kann man auch argumentieren, dass z.B. ein Kuenstler oder Autor oder Historiker kein inherentes "Recht" darauf hat, zu verdienen--deswegen gibt's so wenig Reiche in den Kunst- oder Geisteswissenschaften. Ob der Staat das nun mitfinanzieren soll ist eine andere Diskussion.

"Kuerzungen" im Europaeischen Bildungswesen liegen oft daran, dass irgendwer ein fundamentales "Recht" auf Weiterbildung angegriffen empfindet; dabei reden wir hier ja nicht mehr um Grundstrukturen wie Lesen/Schreiben/1x1, sondern um etwas, das mir als spaeterer Absolvent einen finanziell greifbaren Vorteil bereiten sollte. Ich bin zwar wirtschaftlich ziemlich erzkonservativ, verstehe aber die Logik dahinter nicht, wieso man z.Z. Besserverdienende mit Steuern anzapfen soll, zukuenftig Besserverdienende aber nicht mit angemessenen Studiengebuehren.

Die Kuerzungen muessten nicht sein--ich war an einer oeffentlichen Uni in den USA, und die vermochten sich sehr wohl als Dienstleistungsbetrieb ueber Wasser zu halten und selber zu finanzieren--und dies NICHT zum Ausschluss von wirtschaftlich minderprivilegierten, die hart fuer ihren Erfolg arbeiteten!

Das ist ja der Wurm an der Sache--die Gesellschaft sollte fairerweise nach den Schwachen schauen, die unfaehig sind, fuer sich selber zu sorgen. Aber nicht fuer alle, und insbesonders nicht fuer diejenigen die selber beitragen koennen--und als Gesellschaft/Regierung erst recht nicht diesen Leuten mit Buerokratie Steine in den Weg zum Erfolg legen--genau so wie wir's via unfairen Handelsschranken zur Zeit mit Drittweltlaendern tun! Und dabei sind wir ja wieder zurueck bei den Handys fuer Kamerun.
p.s.: Es gibt schweizer IT-Fachkräfte? Ich kannte bisher nur schweizer Käse :D
PISA laesst gruessen.

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Original von Fuzzy.Bunny
Vergiss nicht, dass einer mit Universitaetsausbildung generell im spaeteren Leben davon profitiert. Dies sieht man auf einfachste Weise, wenn man Salaerregelungen fuer Neueintritte mit Doktortitel verglichen mit MBAs oder Bachelor-Titel ansieht. Wieso sollte so einer, der danach mehr verdient, seine Ausbildung nicht wie jede andere Dienstleistung oder Investition mitfinanzieren? Selbst wenn man aus armen Verhaeltnissen kommt, und spaeter dank Uni-Abschluss gut verdient, sollte so etwas doch eher ueber Darlehen als Direktsubventionen finanziert werden, oder?

Klar trifft dies mehr auf "gefragte" Faecher, wie Wissenschaften, Wirtschaft, Recht, etc. zu. Hingegen kann man auch argumentieren, dass z.B. ein Kuenstler oder Autor oder Historiker kein inherentes "Recht" darauf hat, zu verdienen--deswegen gibt's so wenig Reiche in den Kunst- oder Geisteswissenschaften. Ob der Staat das nun mitfinanzieren soll ist eine andere Diskussion.

"Kuerzungen" im Europaeischen Bildungswesen liegen oft daran, dass irgendwer ein fundamentales "Recht" auf Weiterbildung angegriffen empfindet; dabei reden wir hier ja nicht mehr um Grundstrukturen wie Lesen/Schreiben/1x1, sondern um etwas, das mir als spaeterer Absolvent einen finanziell greifbaren Vorteil bereiten sollte. Ich bin zwar wirtschaftlich ziemlich erzkonservativ, verstehe aber die Logik dahinter nicht, wieso man z.Z. Besserverdienende mit Steuern anzapfen soll, zukuenftig Besserverdienende aber nicht mit angemessenen Studiengebuehren.

Die Kuerzungen muessten nicht sein--ich war an einer oeffentlichen Uni in den USA, und die vermochten sich sehr wohl als Dienstleistungsbetrieb ueber Wasser zu halten und selber zu finanzieren--und dies NICHT zum Ausschluss von wirtschaftlich minderprivilegierten, die hart fuer ihren Erfolg arbeiteten!
nun, da muss ich jetzt doch noch mal was dazu sagen :D:

Die Kosten der Ausbildung, denke ich, sollten beide Profiteure (also Indivduum und Gesellschaft) tragen. Des weiteren hat ein jetzt Besserverdienender mit gutem Einkommen schon von den vergangenen Strukutren des Staates profitiert, d.h. es ist durchaus gerechtfertigt ihn mit höheren Steuern zu belangen, andererseits zahlt jemand der jetzt studiert, zukünftig dann mehr Steuern, also auch er zahlt seinen Preis (aber entsprechend seiner leistungsfähigkeit). Natürlich wäre es gerechtfertigt, einen kleinen Teil der Ausbildung als Unkostenbeitrag dem "Azubi" abzuverlangen, aber lieber ist mir letztendlich schon der freie Hochschulzugang, da immer die Gefahr besteht, "gute Köpfe" zu verlieren.

Du selbst hast somit auch schon diesen "Leistungsaspekt" des Hochschulsystems erwähnt, der "gefragten" Studien einen Vorteil einräumt. Dies ist aber ein Bummerang, da viele Dinge, die nicht direkt "profitabel" erscheinen, später mal als "spinn-off" sehr wohl wichtig sein könnten. oft ist das im frühen statdium nicht erkennbar, und deswegen bin ich auf jeden fall für ein "mitfinanzieren" dieser studien.

bezüglich des uni systems in den usa kann ich nur soviel sagen, dass sie davon profitieren, dass sie die besten möglichkeiten für ausländische forscher zur verfügung stellen, und deshalb die halbe (forscher)welt sich in den usa befindet. dies hat natürlich auch positve auswirkungen auf die lehre, da somit auch eine breite streuung betrieben wird, und die besten behält man dann im land. würde man diese voraussetzungen auch in europa anstreben, dann würden sicher um einiges mehr leute hier bleiben.

zusätzlich gilt noch zu sagen, dass die usa eine ziemliche geschallschaftliche "schichtung" betreiben, und der hochschulzugang, soweit meine infos reichen, schon ziemlich stark von den materiellen und gesellschaftlichen grundvoraussetzungen abhängen.
Critter
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Beitrag von Critter »

Vielleicht bin ich das falsch angegangen hier, weil man darf eines nicht aus dem Auge verlieren: Deutschland ist nicht USA oder Frankreich oder Japan oder sonst irgendein Land. Systeme die in den USA beispielsweise funktionieren, müssen in Deutschland noch lange nicht funktionieren. Seit vorsichtig mit Reflektionen auf den eigenen Staat.

Unser System hier in Deutschland wird ja nicht nur von der Bundesregierung beschnitten, sondern Hauptschuldner ist hier auch die radikal fortschreitende Globalisierung. Das anpassen auf ein weltweites Bildungs- und Schulniveau ist das letzte, was die Industriestaaten brauchen. Auch in diesem Bereich gilt: Konkurrenz belebt das Geschäft! Oder wie Audi es in seiner Werbung immer so schön zum Ausdruck bringt: Vorsprung durch Technik.
Im übrigem sei gesagt, das wir immer noch ein Sozialstaat sind und solange dieser existiert, sollten Schulen, Hochschulen etc. nicht privatisiert werden. Es ist schön das es in den USA funktioniert, aber hier leisten die Menschen immer noch Sozialbeiträge die auch der Bildung zugute kommen.

Zum Thema "Made in Germany":
Da du das Thema Mercedes als Beispiel gebracht hast, hast du bei mir den richtigen gefunden. Ich habe bei Mercedes gelernt und gearbeitet. Und ganz so einfach, wie du die Sachlage darstellst, ist es nicht.
Alle asiatischen Automobilhersteller haben eines gemeinsam: Sie benutzen zum Größtenteil Technik, die schon Jahre auf den Markt ist und "fast" fehlerfrei ist. Teilweise wird sogar die Technik aus dem Vorläufer Modell genommen. Das allein ist es, warum asiatische Fahrzeuge von zahlreichen Werkstattbesuchen verschont bleiben. Bei Mercedes ist lediglich die momentane E-Klasse so unglaublich anfällig. Hier wollte man zuviel auf einmal und es kamen jede Menge neue Systeme zum Einsatz. Bei den anderen Modellen sieht es schon wieder anders aus. Dennoch, wenn ich mir die Verarbeitung eines deutschen Autos anschaue, und dann irgendein ausländisches damit vergleiche, egal welches, dann ist der Unterschied gewaltig. Verlgeich mal den Innenraum eines Daimlers mit dem eines Toyotas oder setz dich einfach mal rein, dann merkst du den Unterschied, ganz bestimmt. Im internationalem Motorenvergleich beispielsweise sind allein schon 5 deutsche als Sieger dabei. Den Rest teilt sich der Rest der Welt. BMW allein hat davon schon in 4 Klassen gewonnen.
Ich könnte dir jetzt viele Beispiele noch liefern und das Thema lange fortsetzen, aber es würde immer auf das gleich rauskommen: Deutsche Autos sind qualitativ unübertroffen!

Ich bin der Ansicht, das jedem Hersteller, Geschäft etc. egal ist ob er für sein Land wirbt oder einfach für sich einen gewissen Standard hält oder schafft. Schließlich will jeder nur verdienen. Kapitalismus ist denke ich mal jedem bekannt und dieser kennt nunmal kein Land, sondern nur Zahlen und Fakten!
Das Leben und die Frauen sind wie eine Pralinenschachtel... man weiß nie, welche man erwischt...
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